Techniksprung in der Rekrutierung
Dass Tech Recruiting heute mehr Potenzial hat als je zuvor, verdeutlicht das Themenspecial „Techniksprung in der Rekrutierung“ aus der Studie Recruitung Trends. In der Erhebung untersuchen die Wissenschaftler der Universität Bamberg im Auftrag des Karriereportals Monster die aktuellen Trends und Themen in der Personalbeschaffung. Ein Kapitel widmeten sie auch den Errungenschaften der modernen Recruiting Technologie. (Bild: djile/dollarphotoclub)
Wenn es um die technische Machbarkeit der Kandidatensuche geht, waren die bestehenden Auswahlmöglichkeiten noch nie so groß wie heutzutage. Die Palette reicht von Robot Recruiting über Gamification bis hin zu Bewerbermanagementsystemen. Doch die Forscher der Universität Bamberg fanden heraus, dass das Potenzial der modernen Technik längst noch nicht ausgeschöpft wird. Im Gegenteil. Eigentlich ist erst die Spitze des Eisbergs erreicht. Denn noch werden die Möglichkeiten des Tech Recrutings offenkundig mehr diskutiert als genutzt. In diesem Punkt unterscheiden sich Unternehmen und Stellensuchende übrigens kaum.
Techniksprung in der Rekrutierung: Umsetzung und Ansprüche
Die Ergebnisse im Überblick:
- Jeweils ein Drittel der befragten Unternehmen (37,6 Prozent) sowie der Stellensuchenden und Karriereinteressierten (35,7 Prozent) sind der Meinung, dass moderne Kommunikationsformen in Zukunft verstärkt eingesetzt werden müssen.
- Beide Seiten erwarten das auch vom jeweils anderen, das geben 35,7 Prozent der Unternehmen und 37,8 Prozent der Stellensuchenden an.
Doch die Umsetzung dieser Ansprüche auf Kandidaten- und Unternehmenseite hinkt den geäußerten Erwartungen noch weit hinterher. Das jedenfalls legt der Blick auf ausgewählte Methoden und Kanäle nahe, die die Universität Bamberg unter die Lupe nahm. Beispiel Robot Recruiting:
- Das sogenannte „Robot Recruiting“ – bei dem ein Algorithmus Stellensuchenden automatisiert offene Stellen oder umgekehrt Unternehmen geeignete Kandidaten empfiehlt – nutzen beispielsweise nur 2,4 Prozent der Top 1.000 Unternehmen.
- Dementsprechend geben auch 43,3 Prozent der Stellensuchenden an, diese Möglichkeit noch nie genutzt zu haben und 27 Prozent ist sie völlig unbekannt.
Ähnlich sieht es bei der Verwendung von Recruiting-Spielen aus. Bei den unter dem Begriff „Gamification“ bekannten Online-Spielen werden Anforderungen und Fähigkeiten spielerisch abgeglichen. Weniger als 2,5 Prozent der Unternehmen bieten solche Spiele auf ihrer Karriere-Webseite oder auf sozialen Netzwerkplattformen an. Ein wenig größer ist der Spieltrieb bei den Stellensuchenden: 12,9 Prozent haben ihre Eignung für eine offene Stelle schon einmal mittels eines Online-Spiels überprüft. (Bild: WavebreakMediaMicro / dollarphotoclub)
Techniksprung in der Rekrutierung: Gamification ist im Kommen
Doch der Gamification Ansatz sollte nicht unterschätzt werden. Auch in anderen Bereichen experimentieren Firmen bereits auf dem Gebiet: Alles sieht beispielsweise danach aus, als würden Führungskräfte künftig fürs Spielen bezahlt werden. So ging der japanische IT-Dienstleister NTT Data unlängst mit einem Online-Spiel an den Start, das die Führungsqualitäten seiner Mitarbeiter fördern soll. Der Gedanke dahinter: Gespielt wurde schon immer. Neu ist jedoch, dass nach und nach eine Generation in die Führungsriegen aufsteigt, die mit Konsolenspielen sozialisiert wurde und die seit dem frühen Erwachsenenalter die Entwicklung von Sma
rtphones, Tablets und der vernetzten Welt als Selbstverständlichkeit erlebt hat.
Da ist es nur eine logische Konsequenz, genau diese Mittel auch für die Führungskräfteentwicklung zu nutzen. Denn der spielerisch lernende Mensch ist mit Spaß an der Sache dabei und lernt dadurch effizienter und motivierter. Hierzulande versucht der Großkonzern Bayer Wissen über das Unternehmen spielerisch an den Mann oder die Frau zu bringen. Mit der App „Bayercareer“ treten zwei Spieler im Stil von „Wer wird Millionär“ gegeneinander an und messen sich im Wissen um die Kernkompetenzen und Errungenschaften ihres Brötchengebers. Bei einer amerikanischen Tochtergesellschaft von Siemens verfolgten die Entwickler des Spiels „Plantville“ ganz ähnliche Ziele. Hier gilt es, einen virtuellen Bauernhof strategisch geschickt zu bepflanzen und zu führen.
Techniksprung in der Rekrutierung: What’sApp fürs Recruiting?
Aber zurück zu den technologischen Trends im Recruitung: Auch die Nutzung von Instant-Messaging-Diensten wie zum Beispiel WhatsApp hat noch keine hohe Relevanz, wenn es um das Finden neuer Talente geht. Lediglich 1,3 Prozent der befragten Unternehmen ermöglichen Kandidaten eine Kommunikation über WhatsApp und liegen damit mit 95,9 Prozent der Stellensuchenden und Karriereinteressierten auf einer Linie, die diesen Dienst auch noch nie dazu genutzt haben, um mit Unternehmen zu kommunizieren.(Bild: bernardbodo / dollarphotoclub)
Fazit: An neuen Technologien orientiertes Rekrutierung hat zwar noch mit der „alltäglichen Schwerkraft“ zu kämpfen, bietet aber entscheidende Vorteile: Rekrutierungsprozesse können damit effizienter gestaltet und sowohl Jobangebote als auch Bewerberprofile über deutlich mehr Kanäle veröffentlicht werden. Für Professor Tim Weitzel ist klar: „Der Schlüssel zum Erfolg liegt im richtigen Mix von Instrumenten und Kanälen. Um die passenden Kandidaten optimal anzusprechen, wird es für die Unternehmen immer wichtiger werden, deren Nutzungsgewohnheiten und bevorzugten Kanäle zu kennen und ihr Recruiting darauf abzustimmen.“