IT-Fachkräftemangel in Deutschland: Das sollten Unternehmen wissen
© Seventyfour – stock.adobe.com

IT-Fachkräftemangel in Deutschland: Das sollten Unternehmen wissen


Die Digitalisierung unseres Lebens schreitet in immer mehr Bereichen mit sieben Meilen Stiefeln voran. Eine Entwicklung, die vielen Unternehmen Sorgen macht, denn der sogenannte IT-Fachkräftemangel macht ihnen weiter zu schaffen. Was kann man tun?


Die Zahlen sind ernüchternd: Laut Branchenverband Bitkom fehlen in Deutschland rund 137.000 IT-Fachkräfte in deutschen Unternehmen. Dies besagt das Ergebnis einer im November 2022 veröffentlichten Studie, für die 854 Unternehmen befragt worden sind.

Ein Problem, das selbst vor dem öffentlichen Dienst in Deutschland nicht Halt macht, wie die renommierte Unternehmensberatung McKinsey & Company berichtet. Auch hier gibt es eine massive Personallücke bei IT- und Digital-Berufen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, es fehlen derzeit rund 39.000 Fachkräfte.

Und bis zum Jahr 2030 wird sich diese Situation weiter zuspitzen. Prognosen zufolge werden dann allein im öffentlichen Dienst 140.000 IT-Fachkräfte in Deutschland fehlen – bei gleichzeitig stetig steigendem Bedarf (McKinsey Pressemitteilung vom 25.1.23).

 

Fehlende IT-Fachkräfte in Deutschland

Wieso klafft die Schere zwischen IT-Fachkräften auf Jobsuche und freien Stellen so weit auseinander? Tatsächlich herrscht in der IT-Branche in Deutschland derzeit ein strukturelles Problem. So herrscht sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst ein ständig steigender Bedarf an IT-Spezialisten mit Kenntnissen in diesen Bereichen:

  • Datenanalyse
  • KI
  • Softwareentwicklung 
  • IT-Projektmanagement
  • IT-Security 
  • Data Science
  • IT-Anwendungsbetreuung

Demgegenüber steht allerdings eine erschreckend geringe Zahl an potenziellen Arbeitskräften in der IT-Branche. Einerseits gehen in den kommenden Jahren nach und nach viele Arbeitnehmer der Boomer-Generation in den Ruhestand, was die Fachkräftelücke noch weiter verschärft. Darüber hinaus gibt es jährlich gerade einmal rund 26.000 Absolventen und Absolventinnen der IT-Studiengänge in Deutschland. 

 

Prognose: Werden auch künftig IT-Experten fehlen?

Das ernüchternde Fazit von Bitkom-Präsident Achim Berg: „Der Mangel an IT-Experten macht den Unternehmen zunehmend zu schaffen und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen.”

Eine Einschätzung, die auch Björn Münstermann, Senior Partner und Leiter der Beratung des Öffentlichen Sektors bei McKinsey, im Hinblick auf den öffentlichen Dienst ebenfalls nur bestätigen kann. „Der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst verschärft sich. Dass vor allem in den digitalen Berufen Personal fehlt, ist insbesondere mit Blick auf die so wichtige Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung eine große Herausforderung.” Sprich: Wer auf ein Wunder in der IT-Branche in Deutschland hofft, wird sehr wahrscheinlich enttäuscht werden.

 

 

Neue IT-Fachkräfte gewinnen: Verlierer Mittelstand

Wie problematisch sich schon jetzt die Suche nach IT-Fachkräften gestaltet, das hat man in den meisten Unternehmen bereits am eigenen Leib erfahren. Während große Konzerne hier noch verhältnismäßig leichtes Spiel haben, ist die Suche nach geeigneten Mitarbeitern für mittelgroße und kleine Arbeitgeber extrem schwierig. Konzerne gelten dank ihrer bekannten Namen bei den Absolventen nach wie vor als „sexy“, mit denen man im Lebenslauf später prunken kann. Hinzu kommen oftmals besondere Benefits und überdurchschnittliche Gehälter, weshalb der Mittelstand nur allzu oft das Nachsehen hat.

Unter dem Strich gilt: Obwohl viele Arbeitgeber inzwischen nicht mehr abwarten, ob sich jemand auf ihre Stellenausschreibung meldet, sondern die Initiative ergreifen, ist die Ausbeute an IT-Fachkräften nach wie vor enttäuschend. Selbst wenn proaktiv über Karrieremessen oder via Social Media interessante Kandidaten angesprochen werden oder ein spezialisierter Headhunter eingeschaltet wird, dauert es bis zur Besetzung einer IT-Stelle im Schnitt sieben Monate.

 

Die Folgen des IT-Fachkräftemangels in Deutschland

Achim Bergs wenig erfreuliche Prognose wirft bereits erste Schatten voraus: „Der Fachkräftemangel entwickelt sich zum Haupthindernis bei der digitalen Transformation.“ Tatsächlich sind die Konsequenzen des schon jetzt herrschenden IT-Fachkräftemangels bereits zu spüren. Insbesondere zahlreiche mittelständische Firmen hinken hinterher, wenn es darum geht, Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Neue Projekte, die einen hohen Bedarf an Support haben, bleiben auf der Strecke. Und darunter wiederum leidet die Wettbewerbsfähigkeit.

Darüber hinaus können mangels Personal etliche Unternehmen die steigenden Sicherheitsanforderungen und gesetzlichen Vorgaben nicht mehr umsetzen. Im digitalen Bereich wird man allerdings inzwischen nahezu tagtäglich damit konfrontiert, Schadprogramme und Angriffe von Hackern abzuwehren. Die Folge im schlimmsten Fall: gravierende Datenschutzprobleme oder Sicherheitsvorfälle. Einfach nur, weil das nötige Personal fehlt, um unerwünschten „Eindringlingen“ die Zugangstüren zum System effektiv zu versperren.

 

Nase vorn: Top-Tipps, um IT-Fachkräfte zu finden

Bitkom-Chef Berg sieht den Fachkräftemangel in der IT-Branche in Deutschland als gesamtgesellschaftliches Problem, das entsprechend auch ganzheitlich gesehene Lösungen verlangt. Doch welche Optionen hat man als Unternehmen überhaupt, um die Reihen der IT-Abteilung zu stärken? Oder anders ausgedrückt: Wie kann man die begehrten Experten auf sich aufmerksam machen?

Natürlich werden zunehmend Rufe laut, die Ausbildungsbedingungen für IT-Fachkräfte zu verbessern und entsprechende Studiengänge, Ausbildungen sowie Weiterbildungen attraktiver zu machen. Auch der Zugang hierzu soll einfacher werden, so wird gefordert. Nur welche Optionen gibt es ad hoc, um ITler für die eigene Firma zu gewinnen?

 

Anwerbung im Ausland

Achim Berg von Bitkom empfiehlt beispielsweise, IT-Fachkräfte aus dem Osten anzuwerben. 37 Prozent der Unternehmen wären laut der Bitkom-Studie auch durchaus dazu bereit, auf Experten aus Russland oder Belarus zurückzugreifen. Doch ehe so etwas in greifbare Nähe rückt, müssten nicht nur entsprechende gesetzliche Voraussetzungen geschaffen werden. Die Firmen plädieren zudem dafür, diese Experten einem standardmäßigen behördlichen Sicherheitscheck zu unterziehen.

 

Arbeitsbedingungen optimieren

Björn Münstermann von McKinsey dagegen sieht die Lösung eher in anderen Optionen, um beim „War of Talents“ nicht zu kurz zu kommen. Seine Einschätzung: „Indem sie Neueinstellungen beschleunigen, Weiterbildungsangebote ausbauen und flexiblere Arbeitsmodelle ermöglichen, können Arbeitgeber im öffentlichen Dienst aber viel tun, um digitale Fachkräfte zu gewinnen, zu entwickeln sowie zu binden und so die Personallücke verringern.“ Und diese Vorgehensweise hat, nach Meinung vieler, nicht nur für den öffentlichen Dienst in Deutschland Gültigkeit.
Im Klartext: Wer bessere Bedingungen in seinem Unternehmen schafft, der schafft es, dass sich die raren IT-Talente eher hierfür entscheiden. Doch welche Maßnahmen sind nötig, damit Angebot und Nachfrage letztlich zusammenkommen?

 

Mit Top-Arbeitsbedingungen überzeugen
Natürlich ist ein gutes bzw. überdurchschnittliches Gehalt immer ein überzeugendes Argument. Doch daneben gibt es noch weitere Faktoren, die man nicht unterschätzen sollte. Während beispielsweise für die Boomer-Generation insbesondere Karriere zu machen von Bedeutung war, stellen die folgenden Generationen durchaus andere Ansprüche. Das Schlagwort ist hier: Work-Life-Balance. Generation Y und Z können Sie ebenfalls mit Faktoren begeistern, die eine möglichst gute Vereinbarkeit von Job und Familie sicherstellen. Hierbei handelt es sich etwa um:

  • Flexibilität bei den Arbeitszeiten
  • Option auf Home-Office
  • Arbeitszeitreduzierungen
  • Betreuungsangebote für Kinder
  • Viele IT-Fachkräfte in Deutschland schätzen bei Arbeitgebern insbesondere eine gewisse Flexibilität.

 

Umdenken und weiterbilden

Manchmal kann es durchaus sinnvoll sein, die eigenen Erwartungen an potenzielle IT-Experten auf den Prüfstand zu heben. Hand aufs Herz: Muss Ihre neue IT-Fachkraft tatsächlich mindestens fünf Jahre Berufserfahrung haben und ein Auslandssemester gemacht haben? Mit extrem hohen Erwartungen schrecken Sie sehr häufig durchaus interessante potenzielle Kandidaten ab. Dies gilt insbesondere für Uni-Absolventen, die gerade frisch auf den Arbeitsmarkt „losgelassen“ werden. Kommunizieren Sie daher in Ihren Ausschreibungen unbedingt klar, was für Sie wirklich ein Muss ist und was „nice to have“.

Des Weiteren sollten Sie überdenken, ob ein Bewerber nicht vielleicht ein gutes Entwicklungspotenzial mitbringt. Es kann durchaus vorteilhaft sein, interessante Kandidaten weiterzubilden und so zu dem Experten zu machen, den man benötigt. Weiterbildung ist übrigens auch eine gute Option, wenn Sie bereits Mitarbeiter haben, die schon Potenzial und Kenntnisse mitbringen. Hier schlägt man als Unternehmer sogar gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie bekommen binnen absehbarer Zeit Ihre neue IT-Fachkraft und der geförderte Mitarbeiter wird sich seinem Arbeitgeber noch mehr verbunden fühlen. 

 

Chance für Quereinsteiger

Übrigens lassen sich mit entsprechenden Schulungen auch bei motivierten Quereinsteigern problemlos IT-Wissenslücken schließen. Selbst wenn diese nicht zum Top-Programmierer entwickeln sollten, sind solche Mitarbeiter eine gute Unterstützung, indem sie die IT effektiv entlasten und dadurch fehlende IT-Fachkräfte ersetzen. Support-Anfragen müssen nicht zwingend von studierten Fachkräften beantwortet werden. Überlegen Sie stattdessen, wie Sie Ihre Spezialisten womöglich entlasten können. Neben menschlichen Assistenten sind auch automatisierte Cloudlösungen oder intelligente Chatbots möglicherweise eine Lösung.

 

Outsourcing an Freelancer und Co.

Speziell wenn Ihnen Flexibilität wichtig ist, dann sollten Sie auch die Möglichkeit des Outsourcings prüfen. Gut strukturiert und klar umgrenzt lassen sich auch einzelne Aufgabenbereiche meist problemlos an Freelancer auslagern. Externe Dienstleister bieten u.a. Unterstützung beim Handling von Daten sowie beim IT-Monitoring oder auch beim Support. Outsourcing an IT-Freelancer oder -Agenturen ist dann eine gute Idee, wenn Ihnen eine absolut seriöse und vertrauensvolle Zusammenarbeit garantiert werden kann.



Passende Artikel

Lassen Sie sich
kostenlos beraten

Sie informieren sich bereits seit Minuten auf unserer Website. Erhalten Sie direkt von unserem Fachteam eine individuelle HR-Software-Empfehlung für Ihr Unternehmen.

  • Unabhängiges und kostenloses Vergleichsportal
  • Persönliche Empfehlung erhalten
  • Bis zu 78% Zeitersparnis
Kostenlose Empfehlung erhalten

Für welchen Bereich suchen Sie eine HR-Software?

Nutzen Sie bereits eine HR-Software in diesem Bereich?

Wie viele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen?

Anzahl Mitarbeiter hier eingeben

Was ist Ihnen am Wichtigsten?

Soll die Software cloudbasiert sein?

Es werden passende HR-Software-Hersteller gesucht

Es wurden 3 Hersteller für Sie gefunden.

Vorname
Nachname
Geschäftliche E-Mail
Telefon

Verpassen Sie nichts

Abonnieren Sie den HR-Software-Vergleich.de Newsletter und erhalten Sie regelmäßig die besten Expertentipps rund um das Human Ressource Software.

Checkmark Bild

Newsletter Bestätigung

Danke, dass Sie sich für unseren Newsletter angemeldet haben. In Kürze erhalten Sie eine E-Mail mit einem Bestätigungs-Link.